Kakao und Schokolade
Wer von uns liebt sie nicht? Schokolade. Das rein pflanzliche Angebot an qualitativ hochwertigen, sowie einfachen Schokoladenspezialitäten, ist über die letzten Jahre zu einer kaum überschaubaren Menge angewachsen. Selbst Discounter bieten vegane Schokoladentafeln an, und das nicht nur in ein oder zwei Geschmacksrichtungen. Einige bewerben diese sogar damit, dass Schokolade ohne Milchprodukte sehr nachhaltig ist. Das stimmt, zum Einen, da bekanntlich auf Milchpulver oder Butterreinfett als billiges Streckfett statt hochwertiger Kakaobutter verzichtet wird und dadurch der CO2 Abdruck deutlich reduziert wird. Andererseits wird oft gar nicht darauf eingegangen, unter welchen Bedingungen der Kakao, also der wichtigste Bestandteil der Schokolade, angebaut, geerntet und verarbeitet wird.
Statistiken
Laut dem Consumermarket Outlook von Statista kommen wir zur Zeit in Deutschland auf einen pro Kopf Konsum von Schokolade von etwa 11 Kg im Jahr, was uns zum Spitzenreiter in Europa macht. Wir schlagen sogar das Schokoladenland Schweiz mit unserem unbändigen Hunger auf Schokolade. Und der Konsum vom braunen Gold steigt von Jahr zu Jahr weiter.
Wir Deutschen sind quasi wahre Schokoladenmonster, wenn es um die Menge unseres Konsums geht. Doch achten wir auch auf die Qualität unserer Schokolade? Achten wir auf die Herkunft und die Firmen hinter dem Schokoladenriegel?
In 2019 machte laut Statista der Anteil der Fairtrade Schokolade in Deutschland gerade einmal 4,3% des gesamten Anteils aus, das heißt umgerechnet auf einen pro Kopf Konsum von 11 Kg Schokolade im Jahr gerade einmal 470 Gramm, was etwa 5 Tafeln Fairtrade Schokolade von jedem von uns pro Jahr ausmacht. Erschreckend, nicht wahr? Die Restliche, mehr als 10 Kg Schokolade sind also aus fragwürdigen Anbau-, und Arbeitsbedingungen.
Herstellung
Der wichtigste Teil für die Herstellung von Schokolade der Kakao kommt zum größten Teil aus den Westafrikanischen Staaten Ghana und der Elfenbeinküste. Oft werden die Kakaobohnen schon in den jeweiligen Anbauländern geröstete und zum Export nach Deutschland verschifft. In Deutschland selbst werden dann aus den Kakaobohnen die Kakaoprodukte wie Kakaopulver, Kakaobutter oder auch die Endprodukte, wie Schokoladentafeln oder -riegel produziert.
Über die letzten Jahrzehnte wurde Stück für Stück bekannt, dass auf den Plantagen der Kakaobauern Kinderarbeit an der Tagesordnung steht, um günstigen Kakao anbieten zu können. In vielen Fällen gibt es regelrechte Kindersklaven, die dort arbeiten. Laut einer aktuellen Studie der Universität of Chicago arbeiteten in 2019 etwa 2,26 Millionen Kinder für unseren billigen Kakao, über 2 Millionen arbeiteten dabei unter gefährlichsten Bedingungen. Die Dunkelziffer dazu ist wahrscheinlich noch viel höher. In einer durchschnittlichen Tafel Schokolade sind etwa 30g Kakao verarbeitet, dafür bekommt ein Kakaobauer etwa 7 Cent gezahlt. Jeder Cent mehr würde dem Kakaobauern helfen, sein Überleben zu sichern und faire Arbeitsbedingungen zu schaffen.
In 2001 unterzeichneten die größten Schokoladenproduzenten der Welt mit der US Regierung eine freiwillige Vereinbarung, die schlimmsten Arten von Kinderarbeit in Westafrika bis zum Jahre 2005 zu beenden. Dieses Ziel wurde in keinem Jahr erreicht und dann einfach jedes Jahr weiter nach hinten verschoben. Der letzte Stand der Vereinbarung war, bis 2020 etwa 70% der Kinderarbeit zu beenden. Ob dieses Ziel erreicht wurde, bleibt fraglich und was mit den restlichen etwa 700.000 Kindern passieren soll, wurde ebenfalls nicht vereinbart. Diesen Skandal akzeptiert die gesamte Welt, um im Supermarkt billige Schokoladenartikel kaufen zu können, auf dem Rücken von Millionen von Kindern.
Anbau
Um das Rohprodukt Kakao für die ganze Welt anzubauen benötigt man außerdem riesige Anbauflächen, für welche alleine in der Region der Elfenbeinküste heute schon 90% des Regenwalds vor Ort gerodet wurden. Um hohe Erträge zu erreichen, werden große Mengen an Düngemittel und Pestiziden verwendet, die das örtliche Trinkwasser und die Böden für Generationen vergiften. Durch den Einsatz von Pestiziden werden außerdem wichtige Insektenarten und Bienen vergiftet, die für die Bestäubung der örtlichen Flora, aber auch der Kakaobäume benötigt wird. Daher ist eine künstliche Bestäubung in vielen Regionen bereits unumgänglich geworden.
Wie ihr lesen könnt, ist der Anbau von Kakao ein Thema, mit dem wir uns alle beschäftigen sollten, wenn wir ein gutes Gewissen beim Genuss des eigentlichen Luxusproduktes haben wollen. Doch wir alle brauchen kein schlechtes Gewissen zu haben, denn wir als Konsumenten oder Produzenten sind nicht völlig machtlos, um gegen diese Unmenschlichkeit und Umweltzerstörung beim Kakaoanbau anzugehen. Jeder von uns entscheidet mit seinem täglichen Konsumverhalten, wie Kakao in Zukunft angebaut wird. Jeder Schokoladenkuchen, jede Tasse Kakao oder jede Tafel Schokolade, die ihr auf das Fließband im Bio-, oder Supermarkt legt, entscheidet mit und zeigt den Herstellern, dass ein fairer und ökologischer Anbau von Schokolade das ist, was der Konsument von Heute sich wünscht.
Fairtrade
Im The Vegan Eagle suchten wir lange Zeit nach einem Hersteller, der unseren Anforderungen von Fairtrade-Bio-Qualität und Umsetzbarkeit von Lieferketten gerecht werden konnte und nutzen nun im Restaurant für alle unsere Rezepte auf unserer Speisekarte und für unsere veganen Brownies exklusiv fair gehandelte Bio Schokolade und fair gehandelten Bio Kakao der Hand in Hand Initiative von Rapunzel.
Als in den 90er Jahren fair gehandelte Produkte und biologische Landwirtschaft noch in den Kinderschuhen steckte, beschloss die Firma Rapunzel in Bad Grönenbach im Allgäu ein firmeneigenes Siegel zu entwickeln, was den strickten Anforderungen für fairen und biologischen Handel entsprach. Seit über 20 Jahren setzt sich Rapunzel nun mit ihrer Hand in Hand Initiative in den Anbauländern für durchgängige Transparenz, ein Verbot von Kinder-, und Zwangsarbeit, hochwertige Bio-Qualität, die Einhaltung von Sozial-, Umwelt-, und Arbeitsrecht, menschenwürdigen Arbeitsbedingungen und vieles mehr ein, was wir in Deutschland für selbstverständlich halten.
Wir sind froh, einen so tollen und ehrlichen Partner für unseren Familienbetrieb gewinnen zu können und freuen und auf eine tolle Zusammenarbeit mit Rapunzel und deren hochwertigen Produkten aus der Hand in Hand Initiative.
Fazit
Zu guter letzt kann ich nur jedem empfehlen, der über die Arbeitsbedingungen der konventionellen Kakaoproduzenten lernen möchte, die ZDF Dokumentation „Schokolade – Das bittere Geschäft“ anzuschauen:
www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/-schokolade-das-bittere-geschaeft-100.html
Vielleicht entscheidet Ihr Euch nach dem Film beim nächsten Schokoladeneinkauf für die Bio oder fair-trade Schokoladentafel. Vielleicht akzeptiert ihr dann auch einen höheren Preis bei Produkten, die mit fairem und ökologisch hergestelltem Kakao produziert wurden.
Wie sieht es bei Euch aus? Achtet ihr beim Einkauf von Schokoladenprodukten auch darauf, dass diese aus biologischer und fairer Landwirtschaft stammen? Kauft ihr nur Bio und fair gehandelte Schokolade oder mischt ihr euren Einkauf? Wir freuen uns über eure Kommentare.
Text: Konstantin Elser
Photos: Hannah Elser, David Greenwood-Haigh, Efraimstocher, Chuckwalla, Babamu
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